Die beiden wichtigsten Verhaltensmuster beim Pokern werden mit „Tell“ und „Read“ beschrieben.

Ein Tell ist ein unkontrolliertes physisches Verhaltensmuster (z.B. Zittern oder heftiges Atmen, Kontrollieren der Hole Cards auf dem Flop, Griff nach Chips usw.) eines Spielers, welches anderen Spielern Rückschlüsse auf die Stärke seiner Hand gibt.
Ein Read ist das Durchschauen der Setzmuster (Höhe der Erhöhungen, Check-Raises nur in bestimmten Situationen usw.) eines Gegenspielers.

Viele Poker Anfänger glauben, beim Pokern gehe es vor allem darum, nicht mit den Wimpern zu zucken oder immer ein gleichbleibendes cooles Pokerface aufzusetzen. Tells sind jedoch wesentlich umfangreicher. Ich beginne hier mit den häufig angewendeten bewussten oder auch theatralischen Tells.

Bewusste psychologische Tells

‚Strong means Weak‘ and ‚Weak means Strong‘ ist eines der Leitschlagworte die beim Pokern im Vordergrund stehen. Eine der natürlichsten Art und Weise mit der ein Spieler versucht seine Gegenspieler hinters Licht zu führen, ist sich gerade gegenteilig zu dem zu verhalten, wie man sich in Wirklichkeit fühlt. Ein starkes Blatt wird durch Demonstration von Schwäche zu verdecken versucht und bei schwachen Blättern gaukelt man Stärke vor. Diese Verhaltensmuster legen viele Anfänger Spieler bewusst an den Tag, häufig mit dem Irrglauben verbunden, die Gegner damit wirklich auf die falsche Spur bringen zu können. Man sollte sie deshalb nicht selber einsetzen. Ich zähle Euch teinige der auffälligsten bewussten Tells einmal auf.

Frühzeitiger Griff nach dem Chipstapel

Typische Situation. Alle folden, Du bist auf dem Small Blind und willst erhöhen. Während Du die Chips vorbereitest um zu setzen siehst Du, wie der Big Blind offensichtlich nach seinen Chips greift und schon so reagiert, als würde er Deinen Einsatz callen wollen. Er versucht Stärke zu demonstrieren, in den meisten Fällen hat er ein schlechtes Startblatt auf der Hand.

Plötzliches Sprechen vor dem All-In Raise

Ein Spieler am Tisch hat sich an einem Turnier 2 Stunden lang ruhig verhalten und beginnt plötzlich damit vor dem All-In Raise laut zu sprechen. „Ach, was soll es, dann gehe ich halt früher nach Hause als geplant. Ich setze All-In!“. Hier sollten Alarmglocken klingeln. Beim Gegner dürften in der Regel sehr hohe Karten liegen.

Dieser Flop interessiert mich nicht.

Der Gegenspieler sieht den Flop und schaut sofort weg oder beginnt zu gähnen, als würde der Flop ihn völlig unberührt lassen. In den meisten Fällen hält er ein Monster! Tipp: Schaue beim Flop immer erst den Gegenspieler und seine Reaktion an und dann deine Karten.

Wow hab ich ein geiles Blatt!

Beim Flop grinst Dein Gegner und wirft theatralisch bei seiner Erhöhung die Chips in die Mitte. In der Regel hat er ein mittelgutes bis schwaches Blatt und ist froh, wenn Du aussteigst.

Oh, ich weiß nicht so recht…

Soll ich den kleinen Einsatz callen oder nicht, scheint sich dein Gegner zu überlegen. Demonstrativ kratzt er sich am Kopf und gibt sich alle Mühe dich davon zu überzeugen, dass dieses die schwierigste Entscheidung seines Lebens sei. In der Regel sitzt er auf einem Monster und versucht dich vom Gegenteil zu überzeugen!

Gerade Anfänger oder Spieler die bisher überwiegend beim Online Pokern aktiv sind, wenden diese Tells beim Live Spiel an und hoffen sich so Erfolge zu verschaffen. In der Regel sind diese Tells aber so leicht zu durchschauen,  dass erfahrene Pokerspieler sie häufig dann umgekehrt eingesetzt zu ihrem Vorteil nutzen.