Croupiers sollen in das Spiel eingreifen? Manipulieren, vielleicht sogar betrügen? Ja! Gibt es! In einigen Casino wurde es nachgewiesen! Wir beginnen mit der Spielbank Stuttgart.

Vier Croupiers und drei Spieler saßen vor dem Amtsgericht Stuttgart auf der Anklagebank. Sie sollen die Spielbank Stuttgart betrogen haben, in dem die Croupiers nach dem Fall der Kugel schnell noch die Jetons auf die Gewinnfelder verschoben. Die Beweislage ist jedoch schwierig. Die Gewinnserie der drei 44, 37 und 42 Jahre alten Spieler lief über einen Zeitraum von 3 Monaten, in denen die 3 Spieler in verschiedenen Kombinationen mit einem der vier beteiligten Croupiers insgesamt mehr als 200.000 Euro gewonnen haben. Dabei gingen die Männer nach Ansicht der Staatsanwalts raffiniert vor: mehr als zwei bis drei Gewinne an einem Abend, eventuell sogar an zwei verschiedenen Tischen, hätten die Angeklagten nicht eingestrichen.
Nach drei Monaten  wies eine anonyme Anzeige auf die Manipulationen in der Spielbank hin. Das Casino ließ daraufhin die Amerikanischen Roulettetische beobachten und die vier Croupiers beurlauben. Angeblich existierten Videobänder die das Betrugssystem bestätigen. Die Croupiers sollen bei dem schnelleren Spiel an den Amerikanischen Roulettetischen die Jetons noch verschoben haben, als die Kugel im Kessel schon auf eine Zahl gefallen war – laut Anklage verschoben sie dann die Jetons auf die Zahl oder eine Kombination. Mehr als 12.000 Euro Gewinn habe die Kooperation aus Croupiers und Spielern am Tag eingestrichen, insgesamt listete der Staatsanwalt 71 Fälle auf.

Wer nun einen schnellen Gerichtsentscheid erwartete, der sah sich getäuscht. Das Verfahren zieht sich immer länger hin. Der Vorsitzende Richter des Schöffengerichts lehnte die Anklageschrift mit der Begründung ab, die Sache sei „noch nicht ausermittelt“. Dafür sei nicht das Gericht, sondern die Staatsanwaltschaft zuständig. Die Staatsanwaltschaft erzwang schließlich über das Landgericht, dass die Klage doch zugelassen wurde, selbst wenn alle Beteiligten unsicher sind, ob sich der Betrug überhaupt nachweisen lässt. Die Verteidiger der sieben Angeklagten, die allesamt schweigen, erklären, es gebe gar keinen Beweis für die Manipulation: „Das kann auch Fahrlässigkeit gewesen sein, wenn ein Croupier mal zu spät noch die Jetons verschoben hat“, äußerte ein Anwalt. Auch die Aufnahmen der Spielbank führten nicht zu eindeutigen Beweisen. Neben einer schlechten Bildqualität zeigten die Kameras auch nicht, wie die Kugel fällt, sondern nur die Raumperspektive und den Spieltisch von oben, mit den schnellen Händen des Croupiers. Der Gutachter hatte sich alle Mühe gegeben, alle 71 Fälle untersucht und besonders auffällige Sequenzen sekundengenau niedergeschrieben. Auch er war der Meinung, dass die sieben Angeklagten ein falsches Spiel spielten: „Die Kugel war schon gefallen, als der Croupiers noch die Jetons auf die Nummer Zehn setzte“, erklärte der Gutachter. Und das war natürlich die Siegerzahl, die der Croupier durch einen Seitenblick ausspioniert hatte – doch die Kugel selbst war nicht im Bild der Kamera. Die Aufnahmen präsentierten immer nur den Kessel und den Croupier von hinten – wie kann so bewiesen werden, dass der Croupier genau zu der Zeit in den Kessel geblickt hat? Noch dazu waren die meisten Verteidiger, der Staatsanwalt und der Vorsitzende Richter im Roulette absolute Laien: Was bedeutet es, wenn eine Annonce liegen bleibt? Und was wäre, wenn der Besitzer der Jetons dem Croupiers wirklich noch „auf die Zehn“ zugerufen hätte? Denn die Bilder sind stumm, der Ton wird im Spielcasino nicht mitgeschnitten. Die berühmten Worte „nichts geht mehr“, die bedeuten, dass nicht mehr gesetzt werden darf, sind demzufolge nicht zu hören. Der Schluss: „Alles Spekulation“, so die Verteidiger.

Um einen endgültigen Beweis zu erbringen, scheute die Justiz keine Mittel, und ließ einen originalen amerikanischen Roulettetisch im Saal 4 des Amtsgerichts aufbauen. Ein Gutachter und Sachverständiger für Spielbanken aus Lindau bemühte sich den Trick zu demonstrieren und anhand der Videoaufzeichnungen der Stuttgarter Spielbank zu belegen. Doch glücklich wurde der Richter mit dieser Vorführung auch nicht. Nach einer Unterbrechung verkündet er seine vorläufige Meinung: „Die Sache hat ein Gschmäckle.“ Doch die Beweislage sei schwierig – Wie solle der Betrug zweifelsfrei festgestellt werden, wenn es keinen Ton gibt? -Auch wenn es zu einem Schuldspruch kommen würde, sei das Urteil angreifbar, dann werde in zweiter Instanz, „bis ins Unendliche“ verhandelt.

Letztendlich reichten dem Amtsgericht Stuttgart die Beweise doch und zwei von den vier Croupiers sowie drei weitere Spieler wurden verurteilt. Das Urteil lautet: wegen Unterschlagung zu Freiheitsstrafen von sechs, acht und 14 Monaten auf Bewährung. Casino Blog